Gustav Adolf Dippe
Der Gründer des Samenzuchtbetriebs "Gebrüder Dippe"

Von den einst bis zu 155 Saatzucht- und Pflanzenbaubetrieben in Quedlinburg, war die Firma "Gebrüder Dippe" eine der bedeutendsten.
Ihr Gründer, Gustav Adolf Dippe, wurde am 8. September 1824 in Quedlinburg in einer Gärtnerfamilie geboren. Die Gärtnerei war in der Familie schon lange Tradition. Die Fa-
milie stammte ursprünglich aus Hedersleben. Martin Dippe aus diesem Ort kaufte 1714 vor dem Neuweger Tor in Quedlinburg Gartenland, das im Laufe weitere Generationen auf sieben Hektar anwuchs. Johann Martin Dippe, der Vater von Gustav Adolf, war dann der Besitzer. Er starb aber als Gustav Adolf 12 Jahre alt war. Es brachen schwierige Zeiten für die Mutter und ihre Kinder an. Gustav Adolf musste zum Beispiel das Gymna-
sium verlassen und eine Lehre bei Kunst- und Handelsgärtner Martin Grashoff beginnen. Hier bekam er fundierte Kenntnisse im Saamenbau und im kaufmännischen Bereich.

Eines der Dippe-Gehöfte im Jahr 2010
Gustav Adolf Dippe gründete zusammen mit seinem Bruder, Christof Lorenz, 1850 die Firma Gebr. Dippe. Zu dieser Zeit gab es in Quedlinburg schon 7 Saamanhand-
lungen, 8 Kunst- und Handelsgärtner und sehr viele Gemüsegärtner.
Die Firma entwickelte sich dennoch ge-
winnbringend. Es konnten weitere An-
bauflächen, die Word und der Bodegarten, erworben werden. Gesundheitsbedingt stieg Christof Lorenz Dippe 1863 aus dem Geschäft aus. Sein Kapital beließ er aber in der Firma.
Alle notwendigen Investitionen wurden aus dem Gewinn bezahlt! Das wichtigste Handelsgut war die Zuckerrübe. Durch neue Zucht- und Ausleseverfahren wurden ein hoher Ertrag und ein hoher Zuckergehalt erreicht. Um die Wende 19./20. Jahrhundert deckte die Firma Dippe ein Sechstel des Weltbedarfs an Zuckerrübensamen. Der hervorragende Ruf der Dippischen Samen erstreckte sich aber auch auf Gemüse und Sommerblumen.
Neben der Qualität der Samen, war ein ganz entscheidender Grund für den weltweiten Erfolg der Firma, der Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz 1862.
Die Söhne von Gustav Adolf Dippe, Carl (1852-1890) und Friedrich (1855-1934),sowie sein Schwiegersohn, Carl Esche (1852-1931), waren natürlich auch in der Firma beschäftigt.
Gustav Adolf Dippe war kein Unternehmer, wie man sie von früher und heute kennt. Er zeigte gegenüber seinen Mitarbeitern ein soziales Engagement. Die fähigsten Arbeiter und Angestellten wurden mit wichtigen Aufgaben betraut. Er stellte preisgünstige Woh-
nungen, Heizmaterial und Gartenland zur Verfügung.
1890 waren 1800 Arbeiter und 120 Gärtner beschäftigt. Die Anbaufläche betrug 2500 ha.
Nebenbei war Gustav Adolf Dippe auch gesellschaftlich tätig. Er war Stadtrat und küm-
merte sich auch um die Landwirtschaftsschule.
Für sein gesellschaftliches und wirtschaftliches Engagement wurde Gustav Adolf Dippe zum Königlich Preußischen Ökonomierat ernannt. Vom Herzog von Anhalt erhielt er den Haus-
orden "Albrecht der Bär".
Am 4. November 1890 verstarb Gustav Adolf Dippe. Das Denkmal steht in Quedlinburg im Neuen Weg.
Die Leitung der Firma Gebr. Dippe übernahm sein ältester Sohn Carl und nach dessen Tod sein Bruder Friedrich von Dippe. Carl Dippe wurde 1900 in den Adelsstand erhoben und durfte sich "Carl von Dippe" nennen. Zu gleicher Ehre kam 1901 sein Bruder.
Friedrich von Dippes Sohn Hans übernahm 1934 bis zur Enteignung 1945 die Leitung des Betriebes. Gemeinsam mit Carl Esche jun. gründete sie die Firma Gebr. Dippe GmbH in Herford, die dann nach Salzuflen übersiedelte.
1993 wurde dann der Betrieb von der Firma Hilleshög aus Schweden übernommen, die schon vorher Anteile erworben hatte. Somit endete nach 134 Jahren das Unternehmen Gebr. Dippe.
Auf dieser Seite wurden Informationen aus dem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung (3.11.2010) von Herrn Dr. Martin Stein verwendet.